Die Zeit ist reif für Verwaltung 2.0

  • Nur jeder Sechste schickt Formulare per Internet an öffentliche Stellen
  • Viele Behörden sind noch nicht im Web 2.0 angekommen
  • Neuer BITKOM-Leitfaden stellt Web-2.0-Anwendungen für die Verwaltung vor

Für amtliche Angelegenheiten kommt das Internet bislang nur selten zum Einsatz. Lediglich 17, Prozent der Deutschen schickten im Jahr 2007 via Internet ausgefüllte Formulare an öffentliche Stellen. Nur jeder Vierte (26,1 Prozent) lud amtliche Formulare aus dem Netz. Immerhin suchten vier von zehn Deutschen (39,1 Prozent) nach Informationen auf den Webseiten öffentlicher Stellen. Dies teilte der BITKOM in Berlin auf Basis aktueller Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat mit. „Die Internetangebote der öffentlichen Hand müssen attraktiver werden.“, sagte BITKOM-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer anlässlich der Fachmesse Moderner Staat. Die Veranstaltung findet vom 4. bis 8. November in Berlin statt. Außerdem würden die Informationen bisher überwiegend in eine Richtung laufen – von der Verwaltung an den Bürger. Der Rückkanal sei weitgehend stumm. Scheer: „Es fehlt die Interaktion Staat – Bürger. Die öffentliche Hand ist noch nicht im Web 2.0 angekommen.“

Die Digitalisierung der meisten Verwaltungsabläufe steht noch aus. Während Postkunden zum Beispiel den Versandweg von Paketen nahezu in Echtzeit im Internet verfolgen können, wissen Bürger nicht, wie es um den Bearbeitungsstand ihrer Steuererklärung oder ihres Bauantrags steht. Bürger erwarteten von Behörden einen transparenten Workflow sowie Bewertungsinstrumente, die sie von Online-Shops und Internet-Dienstleistern kennen und schätzen. Dabei seien die Instrumente des Web 2.0 ohne großen technischen Aufwand einsetzbar und bereits gut in Wirtschaft und Gesellschaft etabliert. Die Bevölkerung erwarte daher von der öffentlichen Verwaltung die Möglichkeit der Partizipation und Kommunikation. „Die Zeit ist reif für Verwaltung 2.0“, so Scheer. Blogs und Wikis können den Bürger enger in Gesetzgebungs- und Verordnungsverfahren einbinden. Blogs sind etwa sinnvoll, um Positionen zu Gesetzesentwürfen zu formulieren. Wikis lassen sich verwenden, um politische Vorgaben gemeinsam zu entwickeln.

Positive Beispiele für das Mitmachnetz gibt es bereits, auch in Deutschland. Einige davon stellt der BITKOM in seinem neuen Leitfaden vor, in dem die vielfältigen Möglichkeiten von Web-2.0-Anwendungen für die öffentliche Verwaltung präsentiert werden. So hat die Stadt Köln im vergangenen Herbst ein Internetportal gestartet, auf dem sich die Bürger der Stadt an der Haushaltsplanung beteiligen können. Die Resonanz ist beeindruckend. Mehr als 10.000 Teilnehmer haben sich registrieren lassen, um über Spar- und Investitionsvorschläge diskutieren zu können. Es gingen 4.900 Vorschläge ein, wie öffentliche Gelder verwendet werden sollten. Darauf reagierten die Bürger im Web mit mehr als 9.000 Kommentaren und über 52.000 Bewertungen.

Sinnvolle Anwendungsgebiete für Web-2.0-Techniken finden sich darüber hinaus dort, wo Bürger spezielles Wissen weitergeben können, das in der Verwaltung nicht oder nicht im notwendigen Umfang vorhanden ist. Gehbehinderte Menschen könnten etwa mit Hilfe einiger verbreiteter Such-Werkzeuge spezielle lokale Straßenkarten erstellen oder mit Kommentaren versehen, die anderen Gehbehinderten einfache Wege und unüberwindbare Hindernisse aufzeigen.

Weitere Infos unter www.bitkom.org

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