4. Maschinenbaugipfel in Berlin: Auf der Suche nach Wegen aus der Krise „Wir müssen Lithium-Ionen-Batterien nicht nur erforschen, sondern vor allem kostengünstig produzieren können!“

 

 

 

Wenn sich am 13. und 14. Oktober dieses Jahres die Top-Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Forschung zum 4. Maschinenbaugipfel in der Bundeshauptstadt treffen, dürfte die durch die Bankenkrise ausgelöste globale Wirtschaftskrise noch nicht überwunden sein. Und so steht auch der deutsche Maschinen- und Anlagenbau mit insgesamt 6.000 Unternehmen und 976.000 Beschäftigten (Stand: 12/2008) als stärkste und seit Jahren auch als eine der erfolgreichsten Industrien vor seiner größten Herausforderung seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Im Vorwort zu der unter dem Motto „Zukunft produzieren!“ stattfindenden und von VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau), VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) und der Wirtschaftszeitung Produktion ausgerichteten Veranstaltung heißt es u.a: „Die Zeiten sind schwierig wie lange nicht mehr. Das Erfolgsrezept der Branche in der Vergangenheit war ihre Fähigkeit, sich immer wieder Neuem zu öffnen.“

Und das sollte schleunigst wieder geschehen, lag doch nach Angaben des VDMA der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagenbau im April 2009 um real 58 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres. Dazu Dr. Ing. E.h. Manfred Wittenstein, Präsident des VDMA, der beim Gipfel in Berlin zudem einen Vortrag mit dem wegweisenden Titel „Spielregeln für die Weltwirtschaft von morgen!“ halten wird: „Wir hatten von Anfang an nicht an einen immerwährenden Aufschwung geglaubt. Doch mit einer Finanzkrise hatten wir nicht gerechnet. Da exogene Schocks, und dazu gehört auch die Finanzkrise, grundsätzlich nicht vorhersehbar sind und auch ihre Auswirkungen unkalkulierbar sind und auch bleiben werden, müssen wir eines hohes Maß an Flexibilität in der Produktion vorhalten. Das ist einfacher geschrieben als getan.“ Auch aus den Teilbereichen des VDMA kommen nicht die besten Nachrichten, wie Dr. Norbert Stein, Vorsitzender des Vorstandes von VDMA Robotik + Automation, anlässlich der Jahrespressekonferenz erläuterte: „Unsere Branche hat in den letzten zwölf Monaten ein Wechselbad der Gefühle durchlebt – mit dem absoluten Rekordjahr 2008, aber auch mit einer durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelösten beispiellosen Abwärtsspirale im Auftragseingang im ersten Quartal 2009.“ Der VDMA rechnet zwar ab Jahresmitte, spätestens im Spätsommer, 2009 mit dem Ende der bisherigen Talfahrt bei den Auftragseingängen. Vor allem aus China und Indien erwarte man Aufträge insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, Energieerzeugung und -effizienz sowie Umwelttechnologien. Doch warum gerade Exportweltmeister Deutschland gegenwärtig von dieser Krise so stark getroffen wird, erläutert Christian Böllhoff, Geschäftsführer der Prognos AG, bei der Vorstellung des Globalisierungsreports 2009 mit dem nachdenklichen Titel ‚Muss Deutschland sein Geschäftsmodell überdenken?’: „Zwar werden sich die Exporte wieder erholen und das ‚Geschäftsmodell Export’ muss nicht über Bord geworfen werden. Aber Unternehmen wie Politik müssen ihre Ausrichtung doch neu justieren, um die Verwundbarkeit für die Zukunft zu verringern.“ Dr. Michael Böhmer, Projektleiter der Studie und Maschinenbaugipfel-Referent zum Thema „Hidden Champions – Dynamische Zielmärkte des Exports“, fügt ergänzend hinzu: „Wenn ein Unternehmen in den vergangenen Boomjahren mal auf den falschen Markt gesetzt hat, war das zu verkraften, heute kann es die Existenz gefährden.“ Die starke Exportorientierung scheint also nicht das Problem zu sein, sonder eher die richtige Wahl der Zielmärkte, wie das Beispiel Mexiko zeigt: Anlässlich des ersten VDW-Symposiums in Mexiko Ende im Frühjahr 2009 bescheinigte Carl Martin Welcker, Vorsitzender des VDW, dem Land trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen eine attraktive Zukunft. Als gut, jedoch durchaus noch ausbaufähig, schätze er die Geschäftsbeziehungen deutscher Hersteller von Werkzeugmaschinen zur mexikanischen Industrie ein. Ein Lichtblick also.

Auch Produktionsforschung und Technologievorsprung könnten in Zukunft noch mehr über hopp oder topp entscheiden, dazu VDMA-Chef Wittenstein: „Jeder dritte Arbeitsplatz in Deutschland hängt von der Produktion ab. Unsere Technologien sind es, die nachhaltiges Wachstum möglich machen.“ Noch sei es allerdings fraglich, ob man in Deutschland auch beim Thema Elektromobilität – dem in Berlin ein kompletter Forenstrang gewidmet sein wird – bis zum Kern der Wertschöpfung durchkomme und damit hunderttausende Arbeitsplätze sichere. „Wir müssen Lithium-Ionen-Batterien nicht nur erforschen, sondern vor allem kostengünstig produzieren können“, so Wittenstein in seinem Plädoyer für den Standort Deutschland. So hat etwa auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in der Studie „Mehr Wertschöpfung durch mobile Informations- und Kommunikationstechnik!“ folgendes festgestellt: Mobile IKT-Lösungen könnten v.a. in Verwaltung, Maschinenbau und Handwerk Kosten und Fehleranfälligkeit papierbasierter Prozesse stark reduzieren, mehr Markttransparenz schaffen, Prozesse beschleunigen und sowohl Effizienz als auch Effektivität der Wertschöpfung maßgeblich steigern.

Aber auch das Prinzip ‚Das richtige Produkt zur richtigen Zeit’ scheint Unternehmen zu helfen, wie das Beispiel ebm-papst verdeutlicht: Der Weltmarktführer von Ventilatoren und Motoren hat trotz Weltwirtschaftskrise, aber dank steigender Nachfrage nach Stromsparventilatoren das am 31.März 2009 endende Geschäftsjahr mit nur einem leichten Umsatzrückgang von 1,9 Prozent abgeschlossen – verglichen mit den Branchenzahlen ein geradezu fantastisches Ergebnis. Hans-Jochen Beilke, Vorsitzender der Geschäftsführung der ebm-papst Gruppe, wird auf die Hintergründe für diesen Erfolg auf dem Berliner Gipfel in seinem Referat „Energieeffizienz als Erfolgsstrategie im wirtschaftlich schwierigen Umfeld“ sicher näher eingehen.

Fotos, Grafiken und weitere Infos: VDMA, VDW, Prognos und www.maschinenbau-gipfel.de

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