Angesichts der tragenden Rolle der Autoindustrie für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt kommt es nach Auffassung des VDE (VERBAND DER ELEKTROTECHNIK ELEKTRONIK INFORMATIONSTECHNIK e.V.) nun darauf an, das Elektroauto so schnell wie möglich ans Netz und auf die Straße zu bringen. Die Nationale Plattform Elektromobilität ist hierzu ein wichtiger Schritt, denn sie bündelt die Stärken und Expertisen der Elektroindustrie, Energiewirtschaft und Automobilindustrie sowie weiterer Branchen, um Deutschland im internationalen Wettbewerb an der Spitze zu halten. Der VDE ist mit seinem Forschungsnetzwerk – einer Kooperation von Hochschulen, Forschungsinstituten und Unternehmen – in mehreren Arbeitsgruppen auf der Plattform vertreten und hat eigene Initiativen gestartet, um Innovationsimpulse für E-Mobility zu geben. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland prognostiziert der Verband großes Exportpotential. Mittelfristig wird das Elektroauto Bestandteil der intelligenten Netzinfrastruktur werden. Energienetz und Verkehrssektor würden zusammenwachsen, Wind- und regenerative Energien effizient gespeichert und der CO2-Ausstoß verringert werden.
Kritische Erfolgsfaktoren sind insbesondere international einheitliche Schnittstellen für den Ladevorgang einschließlich der Kommunikation zwischen Fahrzeug und Energienetz sowie Fragen der elektrischen und funktionalen Sicherheit. Um die Normungs- und Standardisierungsaktivitäten gemeinsam voranzutreiben, arbeitet der VDE mit der Bundesregierung eng zusammen. „Jetzt kommt es darauf an, die verschiedenen nationalen und internationalen Aktivitäten zusammenzuführen sowie die deutschen Interessen in diesem Bereich durchzusetzen. Als ersten wichtigen Schritt schlagen wir die Erstellung einer „Roadmap für Standards und Normen“ vor“, so VDE-Vorstandsvorsitzender Dr.-Ing. Hans Heinz Zimmer. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der VDE haben bereits gemeinsamen den VDE/VDA-Lenkungskreis Elektromobilität gegründet, um die Normungs- und Standardisierungsaktivitäten voranzutreiben.
Genormte Schnittstellen zwischen elektrischen Fahrzeugkomponenten sowie dem Fahrzeug und der Netzinfrastruktur schaffen Kompatibilität und einen offenen Markt. Zum einen führt dies zu einer höheren Akzeptanz beim Endkunden, zum anderen reduziert sich die Abhängigkeit der Hersteller untereinander. Sie ermöglichen besonders den innovativen kleinen und mittelständischen Unternehmen einen schnellen Markteintritt. Gleichzeitig ermöglichen branchenübergreifende Normen eine effiziente und kostensenkende Einführung neuer Technologien. Im Bereich elektrischer und funktionaler Sicherheit von Elektrofahrzeugen und Ladevorgängen kann eine Regelsetzung und deren internationale Umsetzung Deutschland Wettbewerbsvorteile verschaffen. Der VDE hat bereits einen VDE-Standard für Autoladestecker konzipiert, der alle national unterschiedlichen Sicherheitsaspekte sowie physischen Aufbau- und Kompatibilitätsanforderungen berücksichtigt und derzeit in der internationalen Abstimmung ist.
Ein weiterer Schwerpunkt der Zusammenarbeit auf der Nationalen Plattform Elektromobilität wird die langfristige Förderung des Ingenieurnachwuchses sein. Kurzfristig liegt der Fokus vor allem auf der Entwicklung von qualifizierenden Maßnahmen im Bereich der Elektro- und Kfz-Fachkräfte sowie in der Ausbildung an den Hochschulen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei das bundesweite Hochschulnetzwerk der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik sowie die Mittler- und Moderatorenrolle der 8.000 Studierenden des VDE. VDE-Vorstandsvorsitzender Dr.-Ing. Hans Heinz Zimmer versichert: „Spezielle Fortbildungsangebote für unterschiedliche Bereiche und Themenfelder der Elektromobilität sind in Vorbereitung.“
Für den Technologieverband wird eine Mobilisierung des deutschen Forschungs- und Entwicklungspotentials in der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik notwendig, um in der Elektromobilität eine vergleichbare Führungsposition wie bei herkömmlichen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu erreichen. Ein besonderes Gewicht erhalten dabei auch die Innovationskraft der mittelständischen Industrie und die Zusammenführung von Energietechnik, Elektro- und Informationstechnik sowie Automobiltechnik in ein neues Systemdenken. „Durch die dadurch erreichbaren Synergien können Lösungen und Lösungsstrategien aus der Elektro- und Informationstechnikwelt schnell in die Automobilwelt überführt werden“, so Zimmer weiter.
VDE-Mitgliedsunternehmen sehen Deutschland bei E-Mobility vorn
Rund 63 Prozent der VDE-Mitgliedsunternehmen und Hochschulen der Elektro- und Informationstechnik halten das Koalitionsziel der Bundesregierung, bis 2020 Leitmarkt der Elektromobilität zu werden, für realisierbar, so das Ergebnis einer Umfrage unter den 1.300 VDE-Mitgliedsunternehmen und Hochschulen der Elektro- und Informationstechnik. Sie sehen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potentiale von E-Mobility vor allem in der Technologieführerschaft, in der Stärkung des Wirtschaftsstandorts, im Umweltschutz und in der Nutzung knapper Energieressourcen. Staatliche Fördermaßnahmen, Feldversuche und Pilotprojekte halten 89 Prozent für nötig, damit Elektroautos eine schnelle Marktdurchdringung erreichen. 87 Prozent erwarten, dass die Elektro- und Automobilindustrie sich stärker verzahnen werden.
E-Mobility-Gipfel in Leipzig
Der VDE-Kongress E-Mobility führt am 8. und 9. November 2010 hochrangige Vertreter aus Elektro- und Automobilindustrie, Wissenschaft und Politik nach Leipzig. Über 1.500 Experten werden Lösungen für die Mobilität der Zukunft diskutieren, die in über 200 Präsentationen vorgestellt werden. Die Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF) sowie Wirtschaft und Technologie (BMWi) sind Schirmherren der Veranstaltung. Keynote-Speaker sind Forschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan, Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und VDA-Präsident Matthias Wissmann. Weitere Keynotes sprechen Dr. Elmar Degenhart, Vorsitzender des Vorstands der Continental AG, und VDE-Präsident und ABB-Vorstandsmitglied Dr.-Ing. Joachim Schneider.
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Quelle Fotos: welt.de, RWE