Maschinen- und Anlagenbau in Sachsen-Anhalt: Erfolgreich dank Innovationen und Investitionen

Sicher, auch der Maschinen- und Anlagenbau, Deutschlands Vorzeigebranche und seit Jahren Exportweltmeister, bleibt von der durch riskante Immobiliengeschäfte in den USA ausgelösten, weltweiten Banken- und Finanzkrise nicht unverschont. So meldete denn auch der VDMA jüngst einen bundesweiten Rückgang der Aufträge im November 2008 um real 30 Prozent zum Vorjahr, doch schränkte der Verband auch ein, dass der ostdeutsche Maschinenbau das Jahr 2008 insgesamt zufriedenstellend abgeschlossen und mit einer Kapazitätsauslastung im 4. Quartal 2008 mit 85,1 Prozent noch immer einen guten Wert hat. So stiegen die Auftragseingänge etwa in Sachsen-Anhalts Maschinenbau in den ersten Quartalen 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,8 Prozent. Auch die Beschäftigtenzahl in den 89 sachsen-anhaltischen Unternehmen – mit mehr als 50 Beschäftigten – legte in den ersten drei Quartalen 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 14 Prozent auf 11.300 Beschäftigte zu – so stark wuchs keine andere Branche. Dagmar Schwarz, Geschäftsführerin der auf Maschinen und Anlagen für die komplette Gießerei-Industrie spezialisierten Laempe & Mössner GmbH, Barleben-Meitzendorf, und Unternehmerin des Jahres 2008 bestätigt die aktuelle positive wirtschaftliche Entwicklung: „Nachdem wir in 2007 das erfolgreichste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte verzeichnet konnten, kann diese Entwicklung fortgesetzt und eine erneute deutliche Umsatzsteigerung erzielt werden.“ Auch beim Export hält der ansteigende Trend der vergangenen Jahre an: Die Exportquote liegt aktuell bei mehr als 37 Prozent und entspricht damit einem um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegenen Auslandumsatz. Eine Branche, die nach der Wende in die Bedeutungslosigkeit zu versinken drohte, hat zur alten Stärke und damit zu weltweiter Anerkennung zurück gefunden, so sieht es auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff: „Unsere Tradition im Maschinen- und Anlagenbau prägt auch die industrielle Zukunft Sachsen-Anhalts. So bescheinigt die Clusterpotenzialanalyse gerade dem Sondermaschinen- und Anlagenbau sehr gutes Potenzial. Die Arbeit in Netzwerken wie etwa bei der Verbundforschung hat sich in diesem Bereich in den vergangenen Jahren bewährt. Innovationen sind dabei der Katalysator für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.“ Das gelte insbesondere im Bereich des Sondermaschinen-, Werkzeugmaschinen und Anlagenbaus, der zu einem Schwerpunktfeld der Innovationspolitik des Landes zählt, so der Wirtschaftsminister weiter.

So etwa auch bei der pro-beam AG (München), die seit 2001 eine Betriebsstätte in Burg in der Nähe von Magdeburg hat. In 2004 wurde hier mit der Großkammer-Vakuum-Elektronenschweiß­anlage der K-6000 eine Weltneuheit installiert. Sie ermöglicht selbst bei komplizierter Geometrie von Bauteilen qualitativ hochwertige Schweißnähte bei großvolumigen, masseintensiven Teilen für den Apparatebau, die Luft- und Raumfahrt, für Fahrzeugindustrie, Medizin- und Energietechnik. pro-beam-Gruppen-Vorstand Volker Adam wirft einen Blick nach vorne: „Im Sommer 2010 werden wir in unserer neuen Halle die zweite K-6000 in Betrieb nehmen, die unsere Fertigungskapazitäten verdoppeln wird. Dank unserer sehr guten Auftragslage denken wir bereits heute über die nächste Erweiterung nach.“ Das Unternehmen bildet gemeinsam mit sechs anderen Firmen, von denen die meisten im Gewerbegebiet Burg-Ost angesiedelt sind, eine Arbeitsgemeinschaft Elektronenstrahlschweißen an Atmosphäre. Das Elektronenstrahl-Schweißen ist gekennzeichnet von äußerst schlanken und tiefen Schweißnähten. Das Verfahren erlaubt ferner, unterschiedliche Werkstoffe zu verbinden. Es können besonders kleine Toleranzen eingehalten werden. Das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten reicht vom Schweißen feinster Folien bis zum Fügen von Werkstücken mit mehr als 200 mm Wanddicke in einem einzigen Arbeitsgang. Das Elektronenstrahlverfahren ermöglicht im Vergleich zu anderen Schweißverfahren sehr hohe Prozessgeschwindigkeiten. Die Elektronen treten aus einer Kathode aus, werden durch ein elektrisches Feld beschleunigt (bis zu Zweidrittel der Lichtgeschwindigkeit) und zu einem engen Strahl gebündelt. Beim Auftreffen auf das Werkstück wird die Bewegungsenergie der Elektronen schlagartig in Wärme umgewandelt und der Schweißvorgang unter Vakuumbedingungen vollzogen. Der Schwerpunkt der Arbeit im Netzwerk besteht darin, diese Hochtechnologie zum Fügen und Oberflächenbehandeln zu entwickeln und zur Anwendung zu bringen und dies mit der Kompetenz des Maschinen- und Anlagenbauers und deren Zulieferer so zu verknüpfen, dass neue hochwertige Bauteile für den Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugbau entwickelt werden, die höchsten mechanischen und thermischen Beanspruchungen standhalten und höchste Maßhaltigkeit besitzen. Damit wird es möglich, neue Einsatzgebiete für die im Netzwerk entwickelten Produkte aufzuschließen. Ziel der Innovationspolitik des Landes ist es, dieses Netzwerk zum einem „Regionalen Wachstumskern Elektronenstrahlschweißen“ auszubauen.

Innovationen und nochmals Innovationen sind auch ein Erfolgsrezept der im Harz ansässigen THALETEC GmbH. Wenn von hier aus Waren geliefert werden, sind Straßensperrungen und Umleitungen keine Seltenheit: Etwa 250 bis 300 große Behälter – bis zu elf Meter lang – für die chemische- und die Pharmaindustrie bauen die Thalenser im Jahr. Sie stellen zum einen die eigentlichen Stahltanks her und beschichten sie dann mit Technischem Email – so erhält der Stahl eine Oberfläche, die mit der von Glas vergleichbar ist, ohne seine Festigkeit und Robustheit zu verlieren. Mit Innovationen für die Kraftwerksindustrie will das traditionsreiche Unternehmen jetzt in neue Marktsegmente vorstoßen. Die Harzer haben – nach eigenen Angaben – einen weltweit einmaligen emaillierten Wärmetauscher entwickelt, der in der Lage ist, den Wirkungsgrad von Kraftwerken zu verbessern. Geheimnis ist ein pulver-elektrostatischer Auftrag einer dünnen Emailschicht auf Edelstahlrohre, der den Stahl korrosionsfest macht und gleichzeitig seine Wärmebeständigkeit und eine absolute Gasdichtheit verwirklicht. Dies verhindert, dass die Stahlrohre im Falle von Havarien oder Reparaturen Schäden nehmen. Werde das Wärmetauscherrohr an einer äußeren Stelle beschädigt, so sorgt der Edelstahl für weiteren Korrosionsschutz.

Spezialisiert auf die hochgenaue Fertigung komplexer und schwerer Teile und Anlagenkomponenten inklusive Stahlbau und Montage verfügt die ebenfalls im Gewerbegebiet Burg-Ost beheimatete PRÄMAB GmbH & Co.KG über technische Ausrüstung mit Hallenhöhen, maximale Kranlasten und einem leistungsfähigem Maschinenpark für die hochgenaue Bearbeitung großer und schwerer Werkstücke, die für ein konzernungebundenes, mittelständisches Unternehmen einmalig sein dürfte. So stehen in der mechanischen Fertigung moderne Bearbeitungsmaschinen, darunter drei Bohrwerke, für die Großteilbearbeitung zur Verfügung. Das Unternehmen führt hochgenaue Bearbeitungen für Maschinenteile mit einem Stückgewicht bis 80 Tonnen im gesamten Spektrum für den anspruchsvollen Maschinenbau aus. Die eingesetzten Kühlmittel werden in einem Kreislaufsystem gehalten, um die Abfallmengen möglichst niedrig zu halten. Die anfallenden Metallspäne werden einer Wiederverwertung zugeführt. Im Werkstattbereich können komplette Maschinen- und Anlagenkomponenten montiert und erprobt werden. Hierbei wird eine Vielzahl von Komponenten zum Einsatz gebracht. Diese werden teilweise von den Kunden bereitgestellt. Auf einem 650 m² großen Spannplattenfeld bestehen bei einer Kranhakenhöhe von 12 m bzw. 15 m ideale Voraussetzungen, um Maschinen mit großen Abmessungen und Einzelstückgewichten bis zu 60 Tonnen zu montieren. Zu den Kunden gehören u.a. die Siemens AG, ThyssenKrupp Fördertechnik, die pro-beam AG & Co. KG sowie die Salzgitter Flachstahl GmbH

Fotos: ©2008/liebl-foto.de

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