– Im Fokus: Energie- und Ressourceneffizienz
– Forum diskutiert neueste Entwicklungen in Forschung und Industrie
Hannover. Die Oberflächen- und Beschichtungstechnologie etabliert sich immer mehr als wichtige Querschnittstechnologie, die verschiedenste Branchen und Wertschöpfungsketten zusammenbringt. Diesen Trend wird die SurfaceTechnology, internationale Leitmesse der Oberflächentechnik, im Rahmen der HANNOVER MESSE 2011 (4. bis 8. April) nachdrücklich bestätigen. Die SurfaceTechnology deckt das gesamte Spektrum von der Vorbehandlung und Reinigung über die Lackier- und Galvanotechnik bis hin zur Plasma- und Nanotechnologie ab. „Im Vordergrund stehen Lösungen aus sämtlichen Bereichen der Oberflächentechnik“, sagt Olaf Daebler, Abteilungsleiter HANNOVER MESSE. „Dabei zieht sich das Thema Energie- und Ressourceneffizienz wie ein roter Faden durch alle Messeschwerpunkte und Sonderpräsentationen.“
Von der Teilereinigung bis zur Nanobeschichtung
Gerade im Bereich der Oberflächentechnik wachsen die technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen weltweit. Immer kürzere Innovationszyklen sind wichtige Treiber der industriellen Produktion. Altbekannte Materialien gewinnen durch eine Funktionalisierung an Gewicht, neue Werkstoffe überzeugen insbesondere durch die Eigenschaften ihrer Oberflächen. „Ob bei der Entwicklung neuer Lacke auf Wasserbasis bzw. Beschichtungssystemen mit hohem Feststoff- und niedrigem Lösungsmittelanteil oder bei der Herstellung neuartiger photonischer Speicher durch Plasmatechnik – immer ist eine sehr enge Verzahnung zwischen der Oberflächentechnik mit dem Bereich Neue Materialien und Werkstoffe zu beobachten“, erklärt Dr. Uwe König, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik sowie Geschäftsführer Technologie des Zentralverbandes Oberflächentechnik (ZVO). Berührungspunkte gibt es unter anderem zur Industrial Supply, internationale Leitmesse für industrielle Zulieferung und Leichtbau. Die Beschichtung von Leichtbaumaterialien wie Metallen (Magnesium- und Aluminiumlegierungen) und Polymeren, darunter glasfaserverstärkte Kunststoffe (GFK), ist ein Thema mit wachsender Bedeutung, weil diese Werkstoffe immer stärker Eingang in den Flugzeugbau finden. „In der Luft- und Raumfahrt wird auf diesem Gebiet fieberhaft geforscht, weil der Druck zur Gewichtsreduzierung weiter wächst“, berichtet König.
Wie im Leichtbau spielt auch in der Prozesskette der Oberflächentechnik der Energieeinsatz eine entscheidende Rolle. Das gilt ganz besonders für Lackieranlagen. Angesichts steigender Energiepreise hat sich die Branche in den vergangenen Jahren intensiv mit Einsparmöglichkeiten auseinandergesetzt. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA) hat ein Prognosemodell entwickelt, das dem Käufer einer neuen Lackieranlage bzw. einer Umrüstung für eine bestehende Anlage eine maßgeschneiderte Analyse des Energieverbrauchs der eingehenden Angebote ermöglicht. „Es besteht kein Zweifel darüber, dass ein Großteil der in Deutschland installierten Lackieranlagen hinsichtlich ihres Energieverbrauchs optimiert werden kann“, betont Dr. Martin Riester, Leiter des Bereichs Oberflächentechnik im VDMA. Vor diesem Hintergrund richtet der VDMA zur SurfaceTechnology auf seinem Stand ein besonderes Infoboard ein, das über die erheblichen Energieeinsparpotenziale auf diesem Gebiet und die spezifische Kompetenz der ausstellenden Oberflächentechnikanbieter auf der SurfaceTechnology 2011 aufklären soll.
Auch der Zentralverband Oberflächentechnik (ZVO) ist mit der Sonderschau „Welt der Oberfläche“ auf der SurfaceTechnology vertreten, die die gesamte Prozesskette der Oberflächenbehandlung abbildet. Ohne Zweifel wendet sich die Branche immer stärker umweltfreundlichen Verfahren zu, wobei Energiegewinnung oder -einsparung dominieren. Weiterhin geht der Trend zu Verfahren und Pflegemaßnahmen der galvanischen Bäder, die über längere Zeit die Abscheidung konstanter Schichteigenschaften gestatten und mit möglichst wenig Abfall verbunden sind – auch das unterstützt die Ressourcenschonung.
Plasma-Vorbehandlung für vielfältigste Materialien
Der Gemeinschaftsstand SurfPlaNet hat die Plasmatechnik im Fokus. Wissenschaft, Forschung und Industrie präsentieren innovative Produkte und Anwendungen der Plasma-Oberflächentechnik. So zeigt die Firma CemeCon aus Würselen produktionsbereite Beschichtungstechnologien. „Durch die technische Anpassung von Substrat, Geometrie und Beschichtung auf die Anwendung entstehen kundenspezifische Hightechbeschichtungen für Präzisionswerkzeuge und Bauteile“, erklärt Dr. Beate Hüttermann, Vertriebsleiterin bei CemeCon. Der Einsatz der PVD-Sputtertechnologie und der Diamanttechnik produziert äußerst harte, glatte und haftfeste Beschichtungslösungen, die die Leistung von Werkzeugen erhöhen und die wirtschaftliche Bearbeitung moderner Materialien ermöglichen. Das gilt auch für Verfahren der Corona- und Atmosphärendruck-Plasma-Behandlung, wie sie die Firma Tigres Dr. Gerstenberg GmbH, Rellingen bei Hamburg, anbietet und auf der SurfaceTechnology zeigen wird. Die Anlagen werden als Vorbehandlungsstation beim Bedrucken und Verkleben von Kunststoffen, Metallen, Gläsern, Keramiken und Holz eingesetzt.
Mit Phänomenen und Strukturen aus dem Reich der Zwerge – der Nanowelt – beschäftigt sich die B2B-Plattform „SchauPlatz NANO“. Die Sonderschau präsentiert marktfähige Lösungen und Anwendungen mit verbesserten Produkteigenschaften. Die Nanotechnologie bietet neue Lösungen für eine Vielzahl von industriellen Anwendungen und Verfahren. In der überwiegenden Anzahl der konkreten Einsatzfälle ist „nano“ heute Oberflächentechnologie. „Eine umfassende industrielle Nutzung und Kommerzialisierung gelingen, wenn die Informationen zwischen Anbieter und Anwender fließen, Netzwerke aufgebaut werden und Vertrauen in die Nanoindustrie geschaffen wird“, betont Ronald Beiersdorff, Geschäftsführer der Beiersdorff GmbH und Organisator des „SchauPlatz NANO“.
Forum diskutiert neuste Entwicklungen in Forschung und Industrie
Das Forum SurfaceTechnology bietet an den ersten vier Tagen technologieorientierte Vorträge von Firmen und Instituten, die sich jeweils einen Tag lang mit den gebräuchlichsten Substraten auseinandersetzen. Auf Metalle folgt Holz, danach Kunststoffe sowie Glas und Keramik. Der fünfte Tag ist der Ausbildung gewidmet und richtet sich vor allem an junge Menschen. „Der wichtigste Trend auch für das Forum ist in der Tat die Energie- und Ressourceneffizienz. Dabei verfolgen wir dieses wichtige Thema in doppelter Weise, einerseits in der Produktion, um unsere Prozesse zu optimieren, andererseits werden immer mehr Oberflächen speziell zu diesen Zwecken eingesetzt, zum Beispiel reibärmere Oberflächen, die im Antriebsstrang Energie sparen“, verdeutlicht Dr. Martin Metzner, Abteilungsleiter Schichttechnik am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart. Das Forum wird vom Fraunhofer-Institut organisiert.