Ende gut, Alles gut? Drossbach geht an den chinesischen Rohrmaschinenproduzenten Dalian Sunlight Machinery

„Ich wollte Drossbach in trockene Tücher bringen, habe es aber trotz guter Unterstützung durch Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten leider nicht geschafft“, sagte Anfang des Jahres der damalige Drossbach-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Rainer Born (wir berichteten darüber). Ein paar Monate später ist Born nicht mehr im Amt, wird sich aber bestimmt noch über die Rettung der 34 von zuletzt 38 Arbeitsplätzen im bayrischen Rain am Lech freuen können. Denn das börsennotierte chinesische Unternehmen Dalian Sunlight Machinery Co. Ltd. hat im Wege der übertragenden Sanierung den Geschäftsbetrieb der insolventen Drossbach GmbH & Co. KG übernommen. Insolvenzverwalter Prof. Dr. Martin Hörmann erläutert den bevorstehenden Management-Wechsel bei Drossbach: „Der Geschäftsbetrieb wurde auf eine neue Gesellschaft übertragen. Diese hat chinesische Gesellschafter, die selbstverständlich ihre eigenen Geschäftsführer mitbringen.“
Das 1919 gegründete Traditionsunternehmen Drossbach entwickelte und produzierte in den vergangenen Jahren in erster Linie Maschinen für die Herstellung von Kunststoff-Wellrohrsystemen für die Anwendungsbereiche Abwasser, Regenwasser, Drainage und Kabelschutz, sowie Metallrohrmaschinen für die in der Lüftungstechnik und dem Schornsteinbau benötigten Metallrohre – und das bis zur Insolvenz sehr erfolgreich. Der vom Amtsgericht Nördlingen bestellte Insolvenzverwalter Prof. Dr. Martin Hörmann, anchor-Rechtsanwälte, und sein Team hatten den Geschäftsbetrieb seit dem Insolvenzantrag fortgeführt und zugleich einen strukturierten Verkaufsprozess in die Wege geleitet. Auf die Frage nach der Gefahr eines möglichen Drossbach Know-how-Transfers nach China und einer erneuten Gefährdung des Standortes und der Arbeitsplätze gibt Insolvenzverwalter Hörmann Entwarnung: „Nein, diese Gefahr besteht nicht.“ Vielmehr wolle Dalian Sunlight Machinery den Standort in Rain am Lech zur Europazentrale des Unternehmens ausbauen. Dalian Sunlight Machinery mit Sitz in der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian, Provinz Liaoning, ist ein weltweit führender Produzent von Maschinen zur Herstellung von Kunststoff-Wellrohren. Die Produkte werden weltweit vertrieben. (Anm. der Redaktion: Weitere Angaben zum Unternehmen wie etwa Konzernstruktur, Management, Mitarbeiter oder Umsatz waren weder auf der englischsprachigen Website des Unternehmens zu finden noch wurden sie auf Anfrage bei den am Deal beteiligten Rechtsanwaltskanzleien nachgereicht.)
In Kreisen des chinesischen Rohrmaschinenproduzenten kommentiert man den Drossbach-Kauf so: „Diese Investition sorgt für eine Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit und wird den Prozess der Internationalisierung unseres Unternehmens weiter beschleunigen.“ Dazu werde man die Stellung des Unternehmens durch die Patent-Technologie, die Marken und das Vertriebsnetz auf den sich damit öffnenden internationalen Märkten erweitern und ausbauen, was dann wiederum zu einem höheren Marktanteil aller Produkte im In- und Ausland führen werde.
„Die Übernahme von Drossbach bietet die Chance, ein gut im Markt positioniertes Unternehmen in einer attraktiven Nische neu auszurichten. Damit bestehen hervorragende Perspektiven für das Unternehmen. Die hohe Kompetenz der Mitarbeiter sowie die innovativen Produktlösungen ‚made in Germany’ haben unsere Mandantschaft beeindruckt“, kommentiert Dr. Steffen Schniepp, Rechtsanwalt und Partner bei Beiten Burkhardt, der den chinesischen Investor im M&A-Prozess beraten hat. Die Transaktion wurde in sehr kurzer Zeit unter der Führung der anchor-Rechtsanwälte abgewickelt. Zuletzt waren noch drei Bieter vorhanden. Dalian Sunlight Machinery hat dann aber den Zuschlag erhalten und den Kaufpreis bereits vollständig bezahlt.
Angesprochen auf die drei Mitbieter und den Kaufpreis hüllen sich sowohl Insolvenzverwalter Hörmann als auch Beiten Burkhardt-Rechtsanwalt Schniepp in Schweigen: „Dazu dürfen wir keine Auskunft geben.“ Zum Deal und zur Abwicklung selbst äußerte sich äußerte Dr. Roland Fendel, Mitglied im Gläubigerausschuss, der dem Verkauf zugestimmt hatte: „Es ist bewundernswert, wie hier in der Kürze der Zeit aus dem Nichts für die Insolvenzgläubiger etwas geschaffen wurde.“ Insolvenzverwalter Hörmann ergänzt: „Wir sind erleichtert für die Mitarbeiter von Drossbach, in so kurzer Zeit wieder klare Verhältnisse hergestellt zu haben.“ Besonders dankbar sei man auch dem Betriebsrat, der IG Metall und allen Arbeitnehmern für die äußerst konstruktive Zusammenarbeit, ohne die eine Lösung nicht denkbar gewesen wäre. P.S. Von Drossbach selbst kam auch nach mehreren Anfragen keinerlei Reaktion.