Bei Drossbach läuft die Produktion wieder – Investoren-Gespräche im vollen Gange

Die komplette Belegschaft des erneut insolventen Maschinenbauers aus Rain ist an die Werkbänke und in die Büros zurückgekehrt, wie der Betriebsratsvorsitzende Alfred Wenninger gegenüber dieser Zeitschrift sagte: „Die Produktion ist wieder gestartet. Neue Aufträge konnten geholt werden. Unter dem Insolvenzverwalter werden vorhandene Aufträge bearbeitet.“Zum chinesischen Investor Dalian Sunlight Machinery besteht weiterhin kein Kontakt,  dazu der immer noch konsternierte 1. Bürgermeister von Rain, Gerhard Martin: „Die Stadt Rain steht wie alle anderen Beteiligten vor einem Rätsel. Die Beweggründe des Investors sind für uns nicht nachvollziehbar. Eine Kontaktaufnahme mit der Stadt erfolgte nicht.“ Aber es gibt auch gute Nachrichten: So sind alle Löhne und Gehälter bis Ende August durch die Agentur für Arbeit gesichert. „Der Rückstand für Juni 2012 wurde bereits ausbezahlt“, so Betriebsratschef Wenninger.
Auch die immens verunsicherten Lieferanten und Kunden wurden über den neuen satus quo informiert, interessant für sie bestimmt auch folgende Aussage. „Die Chinesen haben nur viel Geld verloren. Unsere Pläne und Patente haben sie nicht“, so ein Angestellter gegenüber der Presse. Die wohl größte Panne des chinesischen Investors war die Unfähigkeit, „einen eigentlich bereits ausgehandelten Großauftrag aus Russland in Höhe von über 5 Millionen Euro in trockene Tücher zu bringen und anzuschieben“, so Insolvenzverwalter Vincenz von Braun, von Braun weiter: „Das hätte den Fortbestand Drossbachs ein weiteres Jahr gesichert.“ Dazu kam es aber nicht.
Warum der Ausstieg der Chinesen so schnell und dramatisch erfolgte, ist für die Verantwortlichen nicht nachvollziehbar, der mit Insolvenz beauftragte anchor-Rechtsanwalt Rainer Müller erinnert sich: „Bei der ersten Insolvenz hat in Abstimmung mit dem eigens hierzu eingesetzten Gläubigerausschuss ein Investorenprozess stattgefunden, an dem letztlich fünf Interessenten teilgenommen haben.“ Hier seien die chinesischen Erwerber am professionellsten gewesen, hätten eine renommierte deutsche Anwaltskanzlei eingeschaltet und drei chinesische Anwälte vor Ort gehabt. „Die Entscheidungswege waren kurz, es wurde von ihnen das beste Angebot abgegeben, sowohl was die Anzahl der zu übernehmenden Mitarbeiter anging als auch was den Preis betraf, wobei der Kaufpreis in voller Höhe bezahlt wurde“, so Müller weiter.
Gleiches habe für die vorgestellte Philosophie hinsichtlich der für das Unternehmen geplanten Zukunft gegolten. Die große (Ent-)Täuschung spiegelt sich in der folgenden Aussage Müllers am besten wieder: „Alle am Prozess beteiligten Institutionen – einschließlich des Betriebsrates – sahen in diesem Investor einen Garant für eine dauerhafte Weiterführung.“
Insolvenzverwalter Vincenz von Braun ist ebenfalls ratlos: „Wir haben keine Erklärung für das Verhalten der Chinesen“. Auch er bestätigt: Die Übernahme sei hochprofessionell und seriös abgelaufen. Mit bis zu fünf Anwälten habe Dalian die Verhandlungen geführt. Millionen seien in die „Perle aus Deutschland“ – so wohl die Wortwahl der Chinesen – investiert worden. „Vielleicht haben sie sich zu sehr drauf konzentriert, dass sie Drossbach kriegen, aber nicht, was sie damit machen“, so von Braun.
Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels: So besteht nach Angaben des Insolvenzverwalters momentan Kontakt zu sieben potentiellen Investoren bzw. Interessenten, darunter auch die beiden Investoren, die noch vor Monaten im Rennen um Drossbach noch das Nachsehen hatten. Von Braun könnte sich gut „einen strategischen Investor aus dem Branchenumfeld“ vorstellen, der eventuell gleich mit einem Auftrag für neue Maschinen Geld in die klammen Kassen bei Drossbach fließen lassen könnte. Und wenn es nach von Braun ginge, am besten schon zum 1. September 2012. Drossbach,  Klappe, die zweite!