Senorics – Dem Super-Sensor auf der Spur

Das 2017 aus der TU Dresden ausgegründete Start-up Senorics ist mit einer patentierten Sensortechnologie auf dem Markt, die leistungsfähige Hardware auf dem Level bisheriger High-End-Lösungen mit dem sehr günstigen Preispunkt vorhandener Low-Cost-Systeme kombiniert. „Das ist bislang einmalig weltweit und eröffne völlig neue Anwendungsfelder, die bisher nicht von der Analysemethode ‚Spektroskopie’ profitieren“, verspricht Dr. Ronny Timmreck, Founder und CEO der Dresdner Senorics GmbH. Auf dem Weg zur erfolgreichen Entwicklung und Vermarktung seiner einzigartigen Sensortechnologie hat sich das junge Unternehmen zahlreiche namhafte Kooperations-Partner und Investoren an Bord geholt.

„Dass Zeiss unsere Technologie für gut befunden hat und zukünftig nutzen möchte, trägt wesentlich dazu bei, das Vertrauen bei unseren Kunden zu stärken“, sagt CEO Timmreck über den neuen Kooperationspartner. „Zudem ermöglicht uns die Zusammenarbeit mit Zeiss nicht nur Unterstützung bei der Entwicklung, sondern auch bei der Vermarktung unserer Technologie.“ Was aber weitere Partner und Zulieferer des auf optische Sensortechnologie und Spektroskopie spezialisierten Spin-off der Technischen Universität (TU) Dresden betrifft, herrscht sonst aufgrund von Geheimhaltungsvereinbarungen – mit Ausnahme von Zeiss – Stillschweigen bei Senorics. „Es sind neben einigen Mittelständlern aus dem DACH-Bereich überwiegend (sehr) große Unternehmen aus der Global Fortune 500- und DAX-Riege, die jeder Otto-Normalverbraucher schon mal gehört hat – darunter auch bekannte Unternehmen aus dem Automobilbereich“, berichtet Robert Langer, ebenfalls Founder und heute Chief Commercial Officer bei Senorics.

Großes Interesse an Zusammenarbeit
Aus dem F&E-Bereich sind besonders die TU Dresden und das Mutterinstitut der Senorics-Gründer, das Institut für Angewandte Physik, als Entwicklungspartner zu nennen. „Aber auch andere Bereiche wie etwa die Lebensmittelchemie oder die Agrartechnik sowie einige Fraunhofer Institute und mehrere Hochschulen in ganz Deutschland gehören dazu“, ergänzt Langer.

Das Gründer-Team (von links nach rechts): Senorics wurde 2017 als Start-up aus der TU Dresden von Robert Langer (CCO), Ronny Timmreck (CEO), Robert Brückner (CTO), und Matthias Jahnel (CPO) ausgegründet. Bild: Ellen Türke Fotografie

Dass derart namhafte Unternehmen und F&E-Einrichtungen mit Senorics zusammenarbeiten, hat einen einfachen Grund, dazu CCO Langer: „Unsere patentierte optische Sensortechnologie ermöglicht es, Spektroskopie für sichtbares (VIS) und nahinfrarotes (NIR) Licht als Analysemethode aus dem Labor in den Alltag zu überführen.“ Spektroskopie in diesen Wellenlängenbereichen erlaubt die Detektion von Inhaltsstoffen und Verunreinigungen in einer Vielzahl von Feststoffen und Flüssigkeiten, wie beispielsweise Lebensmitteln, Kunststoffen oder Kühlmitteln. Die Vorteile sind beeindruckend, wie CEO Ronny Timmreck weiß: „Die auf organischen Halbleitern basierende Technologie ist preiswert, miniaturisierbar und kann dank ihrer flexiblen Bauform in stationären Industrieprozessen eingesetzt oder in mobile Analysegeräte integriert werden.“ So ist der Sensor von Senorics lediglich so groß wie ein 1-Cent-Stück. Daraus ergeben sich zahlreiche potenzielle Anwendungsmöglichkeiten, wie beispielsweise der Einsatz der Sensoren in Haushaltsgeräten und anderen konsumentenorientierten Geräten oder die Verwendung der Senorics-Technologie für mobile Qualitätskontrollen.

Mehr Mobilität, mehr Einsatzgebiete
So präsentierte Senorics auf der Semicon 2019 einen spektroskopischen Sensor zur Analyse von Inhaltsstoffen und Zusammensetzungen – beispielsweise für Textilien, Lebensmittel und Kunststoffe. Möglich wird dies durch nahinfrarote Lichtstrahlen, die auf feste Materialien oder Flüssigkeiten treffen und deren reflektiertes Spektrum dann per Sensor gemessen wird. Mit dem handlichen Spektrometer ließe sich zum Beispiel die korrekte Zusammensetzung von Medikamenten prüfen oder der Proteingehalt von Weizen direkt im Feld messen. Qualitätssicherungs-, Prüf- und Entscheidungsprozesse wie beispielsweise Warenein- und -ausgang oder Güteklassifizierungen können erheblich beschleunigt werden. Die Einsatzgebiete sind vielfältig. Ronny Timmreck verdeutlicht das Potenzial: „Bislang waren diese Analysen nur stationär mit kostenintensiven Messgeräten im Labor möglich. Unser mobiles Nahinfrarot-Spektrometer ist deutlich kostengünstiger und dazu flexibel einsetzbar.“

Infopunkt: Senorics
Grundlage der Sensortechnologie von Senorics ist die organische Elektronik, die am Institut für Angewandte Physik (IAP) der Exzellenzuniversität TU Dresden seit mehr als 20 Jahren sehr erfolgreich erforscht wird. Das 2017 gegründete Startup Senorics ist eine Ausgründung aus dem IAP. Inzwischen beschäftigt Senorics 32 Mitarbeiter. Spezifisch an die Kundenanforderungen angepasst, entwickelt Senorics Sensoren mit einem entsprechenden Spektralbereich und konzipiert die dazugehörigen chemometrischen Algorithmen. Die patentierte optische Sensortechnologie ist eine Plattformtechnologie, die für sehr viele Branchen interessant ist, wie zum Beispiel für die Bereiche Automobil, Kunststoff, industrielle Reinigung oder auch AgriFood. Senorics bietet aber auch Dienstleistungen wie den Aufbau von Stoffbestimmungsdatenbanken im Kundenauftrag sowie Auftragsentwicklungen.

„Technologie ermöglicht kostengünstige Sensoren“
In der Regel arbeitet Senorics als klassisches KMU mit großen Unternehmen im Rahmen von Entwicklungsprojekten zusammen, die ein konkretes Produkt auf Kundenseite zum Ziel haben. Dabei ist Senorics der in vielen Förderprogrammen geforderte kommerzielle Verwertungspartner der Ergebnisse des jeweiligen Förderprojektes. Zeiss beispielsweise investiert nicht nur in Senorics, sondern hat seit 2019 eine technologische Kooperation mit dem Start-up. Ziel ist die weitere gemeinsame Entwicklung von besonders kleinen und kosteneffizienten Sensoren für den industriellen Einsatz in der Qualitätskontrolle und im Prozessmonitoring beispielsweise in Herstellungslinien für Lebensmittel, Agrarprodukte, Kunststoffe oder Arzneimittel. Zeiss verfügt über langjähriges, umfassendes Know-how in der Entwicklung, Fertigung und Vermarktung optischer und photonischer Systeme sowie der dazugehörigen digitalen Lösungen – insbesondere auch in der Qualitätsmesstechnik. Gleichzeitig gestaltet das Unternehmen globale Märkte in diesem Bereich aktiv mit. Davon soll Senorics durch die Kooperation profitieren.

Spektroskopie aus der Labor-Nische holen
Mit dieser und anderen Kooperationen wollen die Senorics-Macher die leistungsfähige Analysemethode ‚Spektroskopie’ aus der Nische ‚Labor’ befreien, massenmarkttauglich machen und somit zur Erhöhung der Lebensqualität der breiten Bevölkerung beitragen – oder wie es CEO Timmreck formuliert „Wir wollen weg von schweren und teuren Laborgeräten hin zu mobilen, miniaturisierbaren, robusten und alltagstauglichen Geräten und Sensoren, die in Alltagsgegenständen verbaut werden können, wie etwa in Smartphones oder in anderen mobilen Geräten.“

CEO Ronny Timmreck: „Die auf organischen Halbleitern basierende Technologie ist preiswert, miniaturisierbar und kann dank ihrer flexiblen Bauform in stationären Industrieprozessen eingesetzt oder in mobile Analysegeräte integriert werden.“ So ist der Sensor von Senorics lediglich so groß wie ein 1-Cent-Stück.“ Bild: Ellen Türke Fotografie

Aber auch im Automotive-Bereich ist das junge Unternehmen aktiv. Der Haupt-USP der Senorics-Technologie ist eine Kombination von leistungsfähiger Hardware auf dem Level der bisherigen Spitzenreiter mit dem sehr günstigen Preispunkt bisheriger Low-Cost-Lösungen. Das sei so laut CEO Timmreck bislang einmalig weltweit und eröffne völlig neue Anwendungsfelder, die bisher nicht von der Analysemethode ‚Spektroskopie’ profitieren könnten. Das setzt aber voraus, dass es ein Volumenmarkt ist, da sonst ein niedriger Preis nicht erreicht werden kann. Autos sind ein solcher Volumenmarkt und somit attraktiv für die Vermarktung der Senorics-Technologie. „Details dürfen wir leider nicht preisgeben“, wirbt Timmreck um Verständnis. Auch beim Thema ‚AdBlue’ hat Senorics Potenzial. AdBlue ist eine Wasser-Harnstoff-Mischung zur Abgasreinigung von Dieselfahrzeugen. „Die Detektion des Wasser- und Harnstoffgehaltes ist mittels Spektroskopie sehr gut möglich“, sagt CCO Langer. „Eine Überwachung des korrekten Tankinhaltes des AdBlue-Tanks wäre mit unserer Technologie preiswert möglich – allerdings haben wir bislang noch keinen ernsthaften Interessenten für diese Anwendung gewinnen können.

Visuelle Prüfung einer Schattenmaske zur Herstellung organischer Halbleitersensoren durch CTO Dr. Robert Brückner (links) und CPO Dr. Matthias Jahnel. Bild: Ellen Türke Fotografie

Kurz- bis mittelfristige Ziele von Senorics sind der Ausbau der eigenen Fertigungsmöglichkeiten von einigen Zehntausend auf mehrere Millionen Sensoren pro Jahr, die Gewinnung weiterer Kunden mit Anwendungen im hochvolumigen B2C-Bereich, die Entwicklung und das Angebot eigener Produkte in Marktsegmenten, wo dies sinnvoll ist, sowie der Abschluss einer nächsten Finanzierungsrunde. „Natürlich wird dafür auch der Ausbau der Mitarbeiterzahl nötig sein“, so CEO Timmreck. Konkrete Zielzahlen dazu gebe es allerdings nicht. Timmreck und seine Kollegen haben aber dafür eine ganz konkrete Vision: „Jeder Mensch soll datenbasierte Entscheidungen treffen können.“ Die meisten Entscheidungen beruhen auf Erfahrung, Bauchgefühl, Vermutungen oder einfach der Hoffnung die richtige Entscheidung zu treffen. Mit Spektroskopie-Sensoriklösungen von Senorics kann die Entscheidungsgrundlage zuverlässig um den Faktor ‚Daten’ erweitert werden. Alltägliche Fragen wie „Ist das wirklich zuckerfreie Cola, die ich bekommen habe? Ist das Medikament, das ich online bestellt habe, echt oder nicht? Aus welchem Material besteht mein Pullover und wie wasche ich es am besten?“ könnten dann einfacher und gleichzeitig verlässlicher beantwortet werden.