HANNOVER MESSE 2013: Digital Factory – Verschmelzung von realer und digitaler Unternehmenswelt

Egal ob „Integrated Industry“ oder „Industrie 4.0“ – die Digital Factory ist auf der Hannover Messe nicht mehr wegzudenken. Seit nunmehr 10 Jahren bietet die internationale Leitmesse für integrierte Prozesse und IT-Lösungen Soft- und Hardware-Unternehmen eine optimale Plattform inmitten der ganz realen und rauen Industriewelt. „Die Digital Factory ist mit dem diesjährigen Leitthema ‚Integrated Industry‘ in besonderer Weise verbunden. Es beschreibt das Ineinandergreifen sämtlicher Kernaufgaben der digitalen Fabrik“, sagte Olaf Daebler, Abteilungsleiter bei der Deutschen Messe AG, bei einer Veranstaltung in der SAP Future Factory in Dresden.

‚Integrated Industry’ meint dabei die Übertragung von Routinetätigkeiten der Planung an die Software, die dafür sorgt,

‚Integrated Industry’ meint dabei die Übertragung von Routinetätigkeiten der Planung an die Software, die dafür sorgt, dass alle Prozess- und Arbeitsschritte einer Fabrik miteinander vernetzt sind und miteinander kommunizieren.

dass alle Prozess- und Arbeitsschritte einer Fabrik miteinander vernetzt sind und miteinander kommunizieren. Das beginnt bei der Produktplanung, geht über die Produktentwicklung und Prozesszeitenplanung hin zur Planung aller Produktionsprozesse und Betriebsmittel bis zur Übergabe der Produkt- und Planungsdaten an den Betrieb. „Am Ende steht mit ‚Integrated Industry‘ der Mehrwert der digitalen Fabrik fest: Es werden Kosten bereits beim Einkauf von Teilen und Anlagen gesenkt sowie erhebliche Vorteile hinsichtlich Wartung, Flexibilität und Zuverlässigkeit erzielt“, so Daebler.

So wird denn auch in Hannover wieder das Schlagwort „Industrie 4.0“ seinen Weg durch die Messehallen nehmen, geht es dabei doch um nichts Geringeres, als um die Zukunft die industriellen Fertigung. Experten erwarten von der so genannten vierten industriellen Revolution eine Verschmelzung der realen und der digitalen Unternehmenswelt. „Es geht auch um eine Mobilisierung der IT-Systeme und der entsprechenden Aufgaben: Daten und Anwendungen müssen den Menschen – auf entsprechenden Endgeräten – begleiten“, erläuterte Martina Weidner, SAP Deutschland. Ob nun PLM, ERP, MES oder CAx – die Durchgängigkeit der Daten von Produktentwicklung über Produktionsplanung und Produktion bis zum Service ist wohl die größte Herausforderung bei der Integration der industriellen Wertschöpfungskette. „Und hier rücken Integrated Industry und Industrie 4.0 die Informationstechnologie ganz stark in den Mittelpunkt“, ist sich Olaf Daebler von der Deutschen Messe sicher.

Ins gleiche Horn wie Daebler stößt auch Professor Claus Oetter, VDMA Software, anlässlich der Pressekonferenz zur

Professor Oetter: „Der Anteil der Informationstechnologie steigt in der Produktion ständig an, während zugleich die weltweite Vernetzung der Systeme zunimmt. Standardtechnologien der IT halten Einzug und eröffnen neue Möglichkeiten der Nutzung."

Digital Factory: „Der Anteil der Informationstechnologie steigt in der Produktion ständig an, während zugleich die weltweite Vernetzung der Systeme zunimmt. Standardtechnologien der IT halten Einzug und eröffnen neue Möglichkeiten der Nutzung. Der VDMA hat sich diesem Thema mit dem Forum IT@Automation angenommen.“ Die Plattform soll über die Auswirkungen interdisziplinärer Trends in Software, Informationstechnologie und Automatisierungstechnik für Industrieunternehmen über Fachverbandsgrenzen hinweg informieren. Für Oetter ist indes klar: „Neue Technologien schaffen es immer schneller, in der Industrie Fuß zu fassen. Diese neuen Technologien müssen adaptiert und für die Produktions- und Automatisierungswelt ‚industrialisiert‘ werden.“ Daraus würden neue Produktausprägungen folgen, die unter anderem zu höherer Produktivität, Prozesssicherheit und gesteigertem Bedienkomfort führen könnten. Waren die Schwerpunkte der Digital Factory der vergangenen Jahre waren vor allem die horizontale und vertikale Integration einzelner IT-Systeme wie PLM, MES oder ERP, „so werden inzwischen auch die nicht funktionalen Eigenschaften der Softwarelösungen, wie etwa Usability oder Energieeffizienz, sehr stark thematisiert“, sagte Professor Oetter in Dresden. Hinsichtlich der Generation iPhone empfahl der VDMA-Experte an die Adresse der Software-Unternehmen: „Die Bedienung der Systeme soll Spaß machen, den Benutzer motivieren und ein positives Nutzungserlebnis vermitteln.“ Interaktive Produkte seien deutlich intuitiver, leicht erlernbar und haben eine höhere Fehlertoleranz.

‚Integrated Industry’ bezieht sich aber neben der technischen und elektronischen Vernetzung auch auf die Herausforderung an die Industrie, unternehmens- und branchenübergreifend zusammenzuarbeiten. „Künftig werden branchenübergreifende Allianzen noch mehr als bisher eine entscheidende Rolle spielen“, erläutert Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe AG. Dabei stünden unter anderem Wissenstransfer und neue Formen der Zusammenarbeit im Vordergrund – zum Beispiel zwischen Industrieunternehmen und Software-Anbietern. Was die industrielle Produktentwicklung der Zukunft anbelangt, sprach Dipl.-Ing. Karl M. Tröger, Leiter Produktmanagement PSIPENTA, von einer „zunehmenden Dezentralisierung und Fragmentierung der Produktentwicklung. Die Produkte werden individueller, Fertigungsstätten müssen daher künftig konfigurierbar sein.“ Das fordere die IT in besonderem Maße.

„Eine immer stärkere Nachfrage nach individualisierten Produkten bedeuten für die Fertigungsindustrie flexiblere

Martina Weidner, SAP Deutschland: „Es geht auch um eine Mobilisierung der IT-Systeme und der entsprechenden Aufgaben: Daten und Anwendungen müssen den Menschen - auf entsprechenden Endgeräten – begleiten.“

Produktionsprozesse, bei denen eine schnelle Anpassung an sich ändernde Kundenwünsche möglich ist“, sagt Martin Rosjat, Head of SAP Future Factory im Living Lab, Dresden. Die Future Factory greift dabei technologische Trends auf und erforscht im Einklang mit der SAP-Unternehmensstrategie neue Lösungen für die Fertigungsindustrie. Dies spiegelt sich in drei Forschungsschwerpunkten wider. a) Die Digitale Fabrik der Zukunft mit einer klaren Sicht auf alle Produktionsabläufe ist die Voraussetzung für die kontinuierliche Steigerung der Produktivität. b) Kollaboration über Unternehmensgrenzen hinweg erlaubt es die gesamte Wertschöpfungskette abzudecken. Der Einsatz von mobilen Endgeräten unterstützt den einfachen und schnellen Zugriff auf alle wichtigen Informationen und Daten. Und schließlich c) Die Maschine-zu-Maschine Kommunikation (M2M) ermöglicht den Zugriff auf unterschiedlichste Geräte-, Prozess- und Umgebungsinformationen in Echtzeit. Damit bildet sie eine wesentliche Basis zur verbesserten Entscheidungsfindung sowie zur gezielten, optimalen Auslösung und Parametrisierung komplexer Geschäftsprozesse.